Von Balzholz nach Peking – manchmal nimmt das Leben eben einen Umweg!

2. Februar 2022
Im Februar 2018 träumte Florian Baumann noch von einem Weltcupstart und einer Olympiateilnahme als Biathlet der Skizunft Uhingen, so der Balzholzer im Interview bei Regio-TV. Heute, vier Jahre später sind die ersten Weltcupstarts schon Geschichte, die erste WM liegt hinter dem Student und Peking steht vor der Tür.

Allerdings lief das nicht wie gedacht: im Juni 2020 beendete Florian Baumann seine aktive Biathlonkarriere. Zeitgleich suchte Familie Kazmaier aus Lenningen für ihre hochgradig sehbehinderte Tochter Linn, damals 14 Jahre alt, einen Begleitläufer. Florian ließ sich auf ein Kennenlernen ein und startete mit Linn bereits im Februar 2021 bei ihrem ersten Weltcup in Planica. Im Para Langlauf und Para Biathlon erreichten die beiden sofort Plätze in den Topten. Im September zogen die beiden nach Freiburg. Hier trainieren sie am Olympiastützpunkt mit den andere Athleten des Nationalkaders unter Trainer Ralf Rombach und Nachwuchstrainer Michael Huhn. Linn, die für die Skizunft Römerstein startet, besucht noch die Schule während Florian Sport und Politikwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität studiert. Bei den Deutschen Meisterschaften Paralanglauf und Parabiathlon Ende Oktober belegte das Duo in beiden Rennen zweite Plätze und wurden jeweils Deutsche Vizemeister. Mit dieser Leistung qualifizierten sich Linn und Florian für die WM in Norwegen im Januar 2022. Mit zwei sechsten und zwei neunten Plätzen überzeugte das schwäbische Duo in Lillehammer und ließ aufhorchen. In der Mixed-Staffel ging das junge deutsche Team als Außenseiter ins Rennen. „Absolut beachtenswert“ nannte der Bundestrainer die Leistung und den 5. Platz von Merle Menje, 17 Jahre, im Sitzschlitten und seiner sehbeeinträchtigten Nachwuchskräfte Linn Kazmaier, 15 Jahre, Leonie Walter 18 Jahre, Johanna Recktenwald 20 Jahre mit ihren ebenfalls jungen Guides.

Letzten Freitag folgte nun die Nominierung für die Paralympics in Peking. Dass das Team Deutschland mit Blick auf die Wintersportarten im Umbruch ist, verdeutlichen zwei Zahlen: Sieben Athletinnen und Athleten sind 22 Jahre oder jünger und gleich neun feiern in Peking ihre Paralympics-Premiere – das ist die Hälfte der Mannschaft. Jüngste Athletin ist, wie sollte es auch anders sein: Linn Kazmaier. Am kommenden Sonntag geht es für Florian Baumann, der nach wie vor für die Skizunft Uhingen startet, und seine Athletin nach Livigno ins Trainingslager, am 25. Februar machen sie sich dann hoffentlich gesund und „negativ“ auf den Weg nach Peking, wo am 4. März die Paralympischen Winterspiele eröffnet werden. Trotz pandemiebedingten Einschränkungen freuen sich die Sportler auf faire Wettkämpfe.  P. Baumann

Fotos: Samuel Andersen, Gisle Johnsen, LPercival/Flickr