Parasport, Pläne jenseits der Alb

6. März 2024
Für Paralympics-Siegerin Linn Kazmaier ist die Weltmeisterschaft in Kanada der Saisonhöhepunkt. Dann hofft sie auf einen Platz im Bö-Internat in Norwegen.

Sie dominiert die nordische Para-Skiszene mit ihren erst 17 Jahren fast nach Belieben. Bei der Weltmeisterschaft in Kanada, die an diesem Mittwoch beginnt, ist die Paralympics-Siegerin Linn Kazmaier, die gebürtige Nürtingerin von der Skizunft Römerstein, die große Favoritin. Danach will sie von den Norwegern lernen. Die eigene Dominanz wird Linn Kazmaier langsam fast schon etwas unheimlich. Sechs Siege aus acht Rennen im nordischen Weltcup in diesem Winter, dazu Paralympics-Gold und vier WM-Titel: „Da denke ich mir immer: Warte mal, das kann doch nicht sein“, sagt die 17-Jährige aus Oberlenningen an der Schwäbischen Alb im Landkreis Esslingen. „Das hört sich irgendwie total surreal an.“

Bei der nun startenden Para-WM der Langläufer und Biathleten im kanadischen Prince George sollen nun weitere Titel her, schließlich ist Kazmaier die klare Favoritin. Tatsächlich wünscht sich die sehbehinderte Schülerin aber, dass es künftig wieder enger in der Loipe zugeht. Zurzeit machen sie mit Guide Florian Baumann und ihre Teamkolleginnen Leonie Walter mit Guide Christian Krasman und Johanna Recktenwald mit Guide Pirmin Strecker – wie etwa im Februar im italienischen Martell – die Plätze auf dem Podium meist unter sich aus.

Neue Konkurrenz aus China

Die internationale Konkurrenz fehlt, was vor allem an der Sperre der russischen Athletinnen und Athleten liegt. Genau diese wünscht sich Kazmaier zurück – rein aus sportlichen Gründen. „Man will immer den bestmöglichen Wettkampf“, sagt sie, „und da wäre es einfach auch schön, wenn die besten Athleten dabei sind.“ Linn Kazmaiers Wunsch wurde nun zumindest teilweise erhört. Das starke chinesische Team hat erstmals seit den Winterspielen für die WM gemeldet. Die zwei Jahre nach den Paralympics in Peking, in denen Kazmaier bei der vergangenen WM in Östersund vier Titel holte und den Gesamtweltcup gewann, haben ihr Selbstbewusstsein gestärkt, auch körperlich macht sie Fortschritte. Das bekommt ganz besonders ihr Guide Florian Baumann zu spüren. „Die Kraft kommt langsam. Da muss ich mich schon auch immer sputen, dass ich vorne gut wegkomme“, sagt der Lehramtsstudent.

Um auch noch die letzten Prozentpunkte aus sich herauszukitzeln, sucht Kazmaier den Rat der Weltbesten. Im kommenden Jahr will sie nach Norwegen, Kazmaier hat sich für einen Platz am angesehenen Sportinternat NTG in Lillehammer beworben, an dem auch der norwegische Topstar Tarjei Bö einst lernte. „Ich erhoffe mir einen Leistungssprung“, sagt Kazmaier, die dafür in der Schule eine Pause einlegt.

Erst nach der WM in Kanada bekommt sie eine Rückmeldung. Bis dahin kann Kazmaier also noch den einen oder anderen weiteren goldenen Pluspunkt sammeln.

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Bis zu 130-köpfiges Team für Paris

Mit Blick auf die Sommersportarten haben sich aktuell bislang 62 Athletinnen und Athleten einen Qualifikationsplatz für das Team Deutschland gesichert, insgesamt hofft der Behindertensport-Dachverband DBS auf 110 bis 130 Teilnehmer in Paris. Der Qualifikationszeitraum läuft noch einige Monate. Die Sommer-Paralympics an der Seine werden vom 28. August bis zum 8. September ausgetragen.  Quelle: SWP, NWZ, sid/swp

(Bildrechte Petra Baumann